Go South – auf nach Florida
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2000 km nach Key West
Von München nach Athen ist es in etwa genau so weit wie von Washington nach Key West, dem südlichsten Zipfel der USA – nur würde vermutlich kaum jemand auf die Idee kommen, von München nach Athen mit dem Auto zu fahren. In den USA ist das anders. Die Dimensionen sind andere. 2000 Kilometer?
Sind doch nur 1242 Meilen! Also machen wir uns auf den Weg Richtung Süden. Auf der Interstate 95 durch Virginia, North und South Carolina und Georgia bis nach Florida, in den Sunshine-State.
Florida! Was hat man nicht schon alles gehört! Sonne, Sand und Strand. Palmen und Zitronen. Golfplätze und Rentnerparadiese. Disney und Cape Canaveral. Miami Vice und Mojito. Und was sonst?
Saint Augustine
ist die älteste Stadt der USA, gegründet von Spaniern im Jahre 1513. Im “Colonial Quarter”, einer Fußgängerzone mit Kneipen, Läden und Souvenirshops findet man denn auch die “älteste Schule” oder das “älteste Wohnhaus” der USA. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, man sei in einem der Themenpark Disneys. Spanisches Flair erlebt man dagegen in den Nebenstraßen, in denen die ehemaligen Nobelherbergen des 19. Jahrhunderts stehen. Ein Herr Flagler hat sie bauen lassen, ein Eisenbahnmagnat, der Florida der amerikanischen Ostküsten-Highsociety schon um 1890 als Winter-Domizil schmackhaft gemacht – mit einem Pauschalangebot, Zugfahrt und Hotel inklusive. Heute sind in den ehemaligen Luxushotels ein College sowie ein Museum untergebracht.
Die Strände von St. Augustine über Flagler bis nach Daytona Beach erinnern an Sylt: lang und breit, feinster weißer Sand, dahinter Dünenlandschaft. Der Unterschied – und für viele eine besondere Attraktion: mit dem Auto und Picknickkorb direkt an den Strand – der american way of beach drive, auch wenn keine Autorennen am Strand mehr ausgetragen werden wie in den Anfangsjahren von Daytona Beach.
Hunde am Strand
sind übrigens nicht erlaubt – wenn man Glück hat, darf man sie an die “inlet shoreline”, den Zufluss, mitnehmen wie beispielsweise im schönen “New Smyrna Dunes Park”.
Im Nordosten Floridas sind der Atlantikküste eine Kette von schmalen Inseln vorgelagert – Vorteil (solange es keinen Hurrikan gibt):man hat Wasser auf beiden Seiten. Häufig kann man von einem Haus den Sonnenaufgang über dem Atlantik und den Sonnenuntergang über dem “intercoastal waterway” sehen.
Richtung Miami Beach verdichten sich die wie an einer Perlenkette aufgereihten Touristenhochburgen zu Hochhaussiedlungen. Trotzdem sehenswert ist Fort Lauderdale mit seinen vielen Kanälen: statt eines Autos vor der Tür hat man hier die Yacht vor Anker.
Südlich von Miami: plattes Land, viele Großgärntereien und Baumschulen (ach, könnte man doch diese ganzen Palmen importieren!) und dann die Weiten der Everglades. Rund 200 Kilometer sind es noch bis zum südlichsten Punkt der USA.
Everglades Nationalpark
Mit den spektakulären Nationalparks im Südwesten der USA können die Everglades, am Südzipfel Floridas zwischen Miami und Naples gelegen, landschaftlich nicht konkurrieren: stundenlang kann man durch die platte Sumpf- und Mangrovenlandschaft fahren, ohne dass sich das Landschaftsbild großartig ändern würde.
Die Einzigartigkeit dieses suptropischen Nationalparks offenbart sich erst bei näherem Hinsehen: unzählige verschiedene Vogelarten sind hier zu Hause, Alligatoren entdeckt man im hohen Sumpfgras, Schildkröten auf Seenrosenblättern und verschiedenste Fische im glasklaren Wasser.
Wer Zeit hat, kann den Everglades Nationalpark mit dem Kanu erkunden – allerdings ist es selbst in der Trockenzeit im Winter heiß-schwül – und das Kanufahren angesichts der Moskitoschwärme bestimmt kein großes Vergnügen. Wer nur wenig Zeit hat, sollte zumindest einen der Rundwege vom Royal Palm Center aus entlangschlendern – auf dem Anhinga-Trail sind zwar viele Leute unterwegs, aber man kann vom Brettersteg vollkommen gefahrlos Alligatoren aus nächster Nähe beobachten.
Dass dieses Naturschutzgebiet in Gefahr ist, versteht man, wenn man außerhalb des Nationalparks riesige landwirtschaftliche Monokulturen sieht, die extensiv bewässert werden. Und das, obwohl im Park überall steht, wie wichtig es ist, Wasser zu sparen. Die Regierung versucht schon jetzt mit enormen Summen, das diffizile Ökosystem aus Salz- und Süßwasser zu erhalten.
Key West.
Hemingway. Der alte Mann und das Meer. Ein magischer Ort. Ein Mythos. Tropisches Eiland vor Kubas Küste. Mojitos, türkisblaues Wasser, Segelboote, pastellfarbene Häuschen. Dachte ich. Die Realität: reiner Touristen-Nepp. Vollkommen überteuerte Hotels, ein Ballermann-ähnliches Amüsierviertel, kaum Strände und das Zelebrieren des Sonnenuntergangs mit tausenden anderer Touristen, als würde die Sonne an diesem Abend das letzte Mal untergehen. Zugegeben: die Sonnenuntergänge sind hier besonders schön.
Ein Gedanke zu „Go South – auf nach Florida“
Hat mir sehr gefallen, besonders die Fotos sind sehr schön, Ballermann in Key West? Auf der ganzen Welt findet man leider die „Ballermänner“! Aber man sollte glücklich sein, dass man noch so viele „Ecken“ der Welt bereisen kann!