Tanz auf dem Vulkan

Tanz auf dem Vulkan

Mit dem Wohmobil durch den Wilden Westen (9)

Eiskalt war die Nacht auf dem Madison Campground auf über 2000 Metern. Doch wir hatten ja glücklicherweise ein Wohnmobil und mussten nicht im Zelt schlafen. Heizung verkniffen wir uns trotzdem, denn ab 20 Uhr darf der Generator nicht mehr betrieben werden und das geht dann schnell auf die Batterie. Deshalb: Früh ins Bett, um früh aufzustehen.

Die beste Zeit, Wildtiere zu sehen und zu fotografieren ist am frühen Morgen. Um 7.30 Uhr sind wir unterwegs Richtung Old Faithful. Tausend Fotos könnte man machen bei diesem Licht, immer wieder neue Ausblicke gibt es auf rauchende Wiesen, malerisch gewundene Bäche und die bizarren Yellowstone-Badlands - Baumgerippe, die aus dem heißen, ausgebleichten Caldera- Boden ragen.

Noch sind wenige Autos unterwegs - ein Segen zu dieser Jahreszeit Anfang Mai. Die Hälfte der jährlich über drei Millionen Besucher soll im Juli und August kommen, hören wir. Welche Ausmaße der Tourismus im Yellowstone angenommen hat, können wir nur erahnen, als wir am Old Faithful die riesigen Parkplätze sehen. Neben dem traditionellen Old Faithful Inn gibt es ein modernes großes Visitor Center und die Old Faithful Snow Lodge entpuppen sich als riesengroße Hotels.

Um 8 Uhr am Morgen ist jedoch noch nichts los, selbst das Visitor Center öffnet erst um 9 Uhr. Dafür überrascht uns Old Faithful mit einer Sofort-Vorstellung. Danach ist es Zeit für ein Frühstück im Old Faithful Inn. Das Breakfast-Buffet (13.95 $) ist mäßig, der Service schlecht, aber die Location grandios: einmal unter diesem fantastisch hohen alten Holzdach zu essen, lohnt sich!

Auf dem Zwei-Stunden-Rundweg zum Morning Glory Pool, einem wunderschön türkis-rostrot schimmernden Teich in Blumenform kann man dann gleich einen Verdauungsspaziergang machen. Vorbei kommt man am zahllosen Geysiren verschiedener Größe und blubbernden Becken unterschiedlicher Couleur.

Im Visitor Center erfahren wir, dass sich zwei Drittel der Geysire  der Welt hier im Yellowstone befinden. Vor mehr als 600.000 Jahren hat ein gewaltiger Vulkanausbruch hier einen Krater und eine "Caldera" genannte Tiefebene geschaffen, deren hydrothermische Aktivitäten nur einen winzigen Einblick geben, was hier unter der Erdoberfläche brodelt. In den Geysiren verschafft sich die durch Magma erhitzte Wasser-Gas-Mischung Luft. Erdbeben kommen ebenfalls häufig vor - der Yellowstone liegt direkt an der Kontinentalplattenverschiebung. Und einen Vulkanausbruch wird es irgendwann wohl auch wieder geben.

Als Yellowstone 1872 als erster Nationalpark der Welt ausgewiesen wurde, waren es genau diese hydrothermischen Wunder, die die ersten Besucher anlockten. Unberührte Wildnis, schöne Natur oder Büffel und Bären, das war sekundär. Denn das gab es ja im damaligen Wilden Westen zuhauf. Heute ist der Yellowstone aber auch ein Reservat für selten Tiere geworden. Wölfe und Bären waren in den 1950er Jahren fast ausgerottet, jetzt gibt es wieder eine ansehnliche Population.

Auf dem Weg zurück zum Madison Campground sehen wir schon von weitem die lange Schlange parkender Autos, Fotografen mit Stativen und enormen Teleobjektiven in Flecktarn haben sich am Straßenrand aufgebaut. Ihr Blick geht nach oben, an den Waldrand. Da, zwischen lichten Baumreihen, marschiert eine Grizzlymama mit ihren drei Jungen entlang. Sie bleiben auf Distanz und verschwinden irgendwann wieder im Wald.

Am Campground warnen überall Schilder davor, Essen nicht rumliegen zu lassen und alles  bärengerecht zu verstauen. Bären machen auch vor einem Campground nicht halt. Vor allem, wenn er so bilderbuchmäßig daliegt wie der am Madison-River. Im RV, versichert man uns aber, sei alles sicher.

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