Blues Trail nach Natchez
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Mit dem Wohnmobil durch die Südstaaten (8)
Von Memphis aus geht es auf dem legendären "Highway 61" Richtung Süden. Es ist schwül-heiß, düster-bewölkt und sehr windig und vor uns erstreckt sich nicht enden wollend das ehemalige Baumwoll-Plantagenland: platt, matschige Felder bis zum Horizont, auf denen jetzt Mais oder Soja wächst. Hin und wieder ein paar abgewrackte Mobile Homes mit einem Park von Schrottautos vor der Tür. Dazwischen schnurgerade die Route 61, der breite Mittelstreifen des zweispurigen Highways akkurat gemäht.
Kein Wunder, dass der Blues in dieser Gegend entstanden ist- hier kriegt wohl jeder den Blues. Clevere Tourismusmarketing -Leute haben gleich den "Mississippi Blues Trail" daraus konzipiert, so gibt es in dieser öden Landschaft zumindest hin und wieder ein Schild zu lesen, welcher Musiker wo wann gelebt hat. Dem Großmeister des Blues, B.B. King, wurde in seinem Geburtsort Indianola ein Museum gewidmet.

Kurz vor Vicksburg am Mississippi wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher - nach den endlos platten Feldern freut sich das Auge über sanft geschwungene grüne Hügel und urwaldähnliche Laubwälder.
Bekannt wurde Vicksburg aber nicht wegen seiner lieblichen Landschaft, sondern weil hier am Steilufer des Mississippi die vorentscheidende Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs geschlagen wurde.
Die Hauptattraktion von Vicksburg ist der National Military Park. Auf einem 16 Meilen langen Rundweg kann man die Stellungen der Unions- und der konföderierten Truppen abfahren. Von Mai bis Juli 1863 wurde Vicksburg von den Unionstruppen von der Außenwelt abgeschnitten. Dazu wurden auf dem Mississippi erstmals auch mit Stahlplatten gepanzerte Schaufelraddampfer eingesetzt. Nach Monaten der Belagerung musste Vicksburg kapitulieren. Abraham Lincoln hatte mit der Kontrolle über den Mississippi sein Ziel erreicht, nämlich die Südstaaten in zwei Teile zu spalten.



Rund 100 Kilometer weiter südlich am Mississippi liegt unser Etappenziel: Natchez, eine kleine gepflegte Stadt mit etlichen sehenswerten "Antebellum" (d.h. vor dem Bürgerkrieg erbauten) Plantagenvillen. Eine der bekanntesten, Melrose Mansion, liegt im "National Historical Park" und kann besichtigt werden. Ein - leider etwas vernachlässigter - Museumspark ist dem Indianerstamm gewidmet, der Natchez seinen Namen gab. Bemerkenswert: bei den Natchez herrschte ein Matriarchat, die Frauen hatten das Sagen und vererbt wurde von der Mutter auf die Tochter.


Um zum RV-Park zu kommen, müssen wir den Mississippi überqueren. Auf der anderen Seite sind wir schon in Lousiana. Direkt gegenüber von Natchez, im Örtchen Vidalia, liegt der River View RV Park - nicht nur der schönste, sondern mit 38 $ auch der günstigste Campingpatz unserer bisherigen Reise.

