New Orleans
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Mit dem Wohmobil durch die Südstaaten (10)
Zwölf Jahre nach Katrina sieht man in New Orleans von der Katastrophe nichts mehr. Zumindest als Tourist, der nur durch das French Quarter oder das Gartenvietel schlendert. Diese Bereiche standen ja damals auch nicht unter Wasser, klärt uns ein Einheimischer auf: je näher am Mississippi, desto sicherer. Denn der Mississippi-Damm hat gehalten nach Hurricane Katrina. Überflutet wurden im August 2005 die Viertel, die unter dem Meeresspiegel liegen, nachdem der Damm des Lake Pontchartrain gebrochen war. Das Wasser stand teilweise sechs Meter hoch. An die 2000 Menschen starben, Zehntausende wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Und sind bis heute nicht wiedergekommen. Die Armenviertel mit den Public Housing Areas, so hören wird, sind bis heute nicht wieder aufgebaut worden. Zu lukrativ sind die stadtnahen Grundstücke. Die Folge: New Orleans verändert sich. Eine Gentrifizierung der besonderen Art. So gibt es heute viel weniger Schwarze in der Stadt als vor Katrina. Aber mehr Weiße. Die Metropole am Mississippi floriert. Für sie.
Als wir mittags im French Quarter ankommen, regnet es. Nein, es schüttet. Und es gewittert, ohrenbetäubend laut. Klar, dass da gleich Gedanken an Katrina wach werden. Doch die Menschen sind relaxt, eine ganz andere Stimmung herrscht in New Orleans als anderswo im Land. Die Veranstaltungen des legendären Jazz Festivals fallen heute aus. Fast jedes Jahr ist das so, dass es zu dieser Zeit schüttet, hören wir. Man habe sogar schon überlegt, das Jazz Festival auf ein anderes Datum zu verlegen.
Wir haben uns in ein Café gerettet und genießen Beignets mit Puderzucker - Auszogne, würden wir in Bayern sagen, nur viel zierlicher. Im traditonsreichen Café du Monde, am Anfang des French Market, stehen die Leute dafür sogar Schlange. Im Shop gegenüber werden Katrina-Sightseeing-Touren verkauft, dorthin, wo die Touristen sonst nicht hinkommen, ins Upper und Lower Nineth Ward. Braucht man das?
Als es nicht aufhört zu gießen, nehmen wir uns ein Taxi (30 $ Pauschale) zurück zum Campingplatz. Riesige Wasserfontänen spritzen auf, als wir durch die Altstadt fahren, die Kanalisation kann das Wasser garnicht so schnell aufnehmen wie es von oben kommt. Der Campingplatz steht auch schon unter Wasser, doch die Pumpen laufen schon. Der KOA-Campground in New Orleans ist zwar nicht der schönste im Land, aber er hat die mit Abstand nettesten Betreiber, die wir auf unserer Tour getroffen haben. Und einen kostenlosen Shuttle-Service in die Stadt (rechtzeitig anmelden, es gibt nur 15 Plätze). Bei der 45minütigen Fahrt bekommt man gleich eine kommentierte Sightseeing-Tour mit dazu. Wir beschließen, noch eine Nacht länger in New Orleans bleiben, um die Stadt auch mal bei Sonnenschein genießen zu können.