Jeffersons kleiner Hügel

Jeffersons kleiner Hügel

Mit dem Wohnmobil durch die Südstaaten (2)

Knapp drei Stunden sind es von Washington nach Charlottesville. Leider gießt es und von der lieblichen Hügellandschaft Virginias ist nicht viel zu sehen. Die Hauptattraktion des Städtchens, so denken wir, ist dennoch zu besichtigen: Monticello, der Wohnsitz des dritten Präsidenten der USA, Thomas Jefferson.

Als wir unterhalb des kleinen Hügels (Italienisch: Monticello) ankommen, stehen die Zeichen jedoch auf Thunderstorm. Und das heißt: erstmal keine Führung auf dem Hügel. Zu exponiert, zu gefährlich. Dann hat der Wettergott aber doch noch ein Einsehen und mit dem Shuttelbus werden wir zu Jeffersons Landhaus gebracht.

Erster Eindruck: unglaublich große Ländereien, aber von außen ein vergleichsweise kleines, aber hübsches Haus mit vielen hohen Fenstern und Wintergärten. Mit 25 Jahren, so erfahren wir bei der Führung, hat Jefferson angefangen dieses Haus nach dem Vorbild italienischer Villen nach eigenen Entwürfen zu bauen. Viele Raffinessen hat er eingebaut: Oberlichter etwa, Zimmer in Oktogonform oder Weinaufzüge in den Keller. Zehn Jahre hat es gedauert, bis es fertig war. Den Grund hatte Thomas von seinem Vater geerbt. 

Jefferson war nicht nur Politiker und selfmade Architekt, sondern auch Philosoph, Erfinder, Naturwissenschaftler, Bauer und Gärtner. Ein Mann mit einem unglaublichen Wissensdurst. Ein Mann, der 6500 Bücher besaß und auch gelesen hat - und das in sieben Sprachen. Bildung war für ihn der Weg zum Glück. Genauso wie Freiheit und Unabhängigkeit. Als Vater der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und als Gründer der University of Virginia wollte Jefferson in die Annalen eingehen, nicht als Präsident, Vizepräsident, Außenminister oder Botschater.

83 Jahre alt ist Jefferson geworden, doppelt so alt, wie ein Mann zu jener Zeit im Durschnitt wurde. Seine Frau Martha dagegen starb schon mit 33 Jahren nach sechs Geburten. Thomas Jefferson heiratete nicht wieder, unterhielt aber bis zu seinem Tod eine Beziehung zu einer seiner Sklavinnen, der 30 Jahre jüngeren Sally Hemings, mit der er angeblich auch sechs Kinder zeugte. Noch zu Jeffersons Lebzeiten sorgen diesbezügliche Gerüchte für einen Skandal in der Südstaaten-Gesellschaft. 1996 gab es einen DNA-Test. Und der sorgte für ein neues Licht auf den Übervater der amerikanischen Geschichte.

Trotz seiner Überzeugungen von Freiheit und Gleichheit war auch Jefferson ein Sklavenhalter. Selbst seine mit Sally Hemings gezeugten Kinder waren Sklaven und hatten in der Mulburry Road, den Sklavenunterkünften zu wohnen. 

Anschaulich beschrieben ist das Schicksal dieser Familie in dem Buch "The Hemingses of Monticello"

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